Nachhaltigkeitsprojekte in Sabiñánigo
Das Projekt „Tomorrow is built today“ (Morgen wird heute gebaut) geht in die nächste Runde. In dem Projekt mit unseren Partnerstädten Billère (Frankreich) und Sabiñánigo (Spanien) sollen die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (SDGs), festgelegt von der UN, künftig stärker herausgearbeitet werden. Die drei Gemeinden nehmen dafür an dem EU-Förderprogramm Erasmus+ teil.
Ende Januar nahmen zwei Vertreter aus Petersberg an einem Workshop in Billère teil und tauschten sich mit den französischen und spanischen Kollegen aus. Dabei wurden auch konkrete Projekte vor Ort begutachtet, unter anderem das Sozialcenter Billères und ein revitalisierter Schulhof. Im Juni erfolgte der Gegenbesuch in Petersberg, bei dem den Gästen aus Frankreich und Spanien unter anderem Projekte mit dem Nabu und in den Kindergärten sowie der Ausbau der Radwege gezeigt wurde.
Zum finalen Treffen kam man nun in Sabiñánigo zusammen. Unsere Partnergemeinde hat bereits im Jahr 2019 eine Nachhaltigkeitsstrategie unter dem Motto „Agenda 2030“ verabschiedet. Mit dieser Strategie sollen in den kommenden Jahren zahlreiche Projekte umgesetzt werden. So soll zum Beispiel der Fluss Tulivana renaturiert werden, um in den heißen Monaten eine Kühlfunktion für die Stadt zu haben und zugleich ein naturnahes Ausflugsziel für die Bürger zu werden.
Auch der Ausbau von Photovoltaik-Anlagen soll vorangetrieben werden. Hier ist das sonnenreiche Land Spanien überraschenderweise noch im Anfangsstadium. Dies liegt daran, dass große Energie-Konzerne über lange Zeit erfolgreich blockiert hatten, dass Energie aus PV-Anlagen für den Eigenverbrauch genutzt werden darf. Mithilfe von Energiegenossenschaften will Sabiñánigo nächstes Jahr mit dem Ausbau beginnen, zunächst mit dem Rathaus, einer Mehrzweckhalle und dem Hallenbad. Davon sollen auch diejenigen Bürger profitieren, deren Haus nicht für Photovoltaik geeignet ist, etwa weil es statisch nicht möglich ist oder weil sie in einem großen Mietkomplex wohnen. Diese Häuser können dann an die saubere Stromerzeugung angeschlossen werden.
Ein Problem der Gemeinde ist ihrer Großflächigkeit: Die mehr als 50 Ortsteile verteilen sich auf fast 600 Quadratkilometern. Zum Vergleich: Das Gemeindegebiet Petersberg umfasst nur 35 Quadratkilometern. Viele der Dörfer haben kaum mehr als 20 Einwohner und liegen weit weg von Zentren. Der Staat fördert deshalb den Aufbau von Gemeinschaften. Diese sind ähnlich organisiert wie Vereine und verpflichten sich, Dörfer, die im spanischen Bürgerkrieg aufgegeben worden sind, wieder zu beleben. Ein solcher Ort ist Aineto, das jahrzehntelang brachlag. Die Bewohner dürfen kostenlos in den Häusern leben – müssen sich aber selbst um die Instandhaltung und die Infrastruktur kümmern. Mittlerweile hat Aineto mit 40 Einwohnern einen Kindergarten, eine Schule, ein Dorfgemeinschaftshaus und sogar eine Brauerei. In der Gemeinschaft wird viel Wert gelegt auf einen nachhaltigen und ressourcenschonenden Umgang mit der Umwelt. Dies wurde auch deutlich im Nachbardorf Artosilla, wo die Delegationen eine Bio-Imkerei besichtigten.
Abends fand die Einführung des neuen Kinderrates in Sabiñánigo statt. Das Gremium soll Kindern und Jugendlichen eine Stimme geben. Der Rat organisiert seine Treffen selbst, stellt Anträge an den Gemeinderat und führt Diskussionen mit Politikern. Die Anliegen, die die Kinder bewegen, sind ähnlich wie bei uns: bessere Taktung der Stadtbusse, mehr Ampeln an stark befahrenen Straßen, eine Kletterwand für mehr Aktivitäten und vieles mehr.
Das Erasmus-Projekt wird nächstes Jahr groß in allen drei Gemeinden präsentiert. Unter dem Slogan „Three Cities – One Future“ soll einerseits auf die Nachhaltigkeitsziele, andererseits auf die Städtepartnerschaft hingewiesen werden. Die ersten Plakate sollen im Frühjahr hängen.
Die EU wird das Projekt, das unter dem Gesamtmotto „Tomorrow is built today“ steht, mit 60.000 Euro fördern. Der Zeitraum für das Projekt erstreckt sich über zwei Jahre.