Bürgermeister Froß zur Rauschenberg-Problematik
Sehr geehrte Petersbergerinnen und Petersberger,
viel ist in den vergangenen Wochen über die Situation am Rauschenberg geschrieben und gesagt worden. Glauben Sie mir: Das Thema bewegt mich – nicht nur als Bürgermeister, sondern auch als Petersberger, der dort selbst einen Teil seiner Kindheit verbracht hat.
Nach außen mag es wirken, als habe sich in den vergangenen drei Jahren, seit die ersten Kampfmittel gefunden wurden, nichts getan. Das Gegenteil ist der Fall: Wir haben in langen und schwierigen Verhandlungen erreicht, dass sich das Land Hessen an der Kampfmittelräumung finanziell beteiligt. Und in enger Zusammenarbeit mit dem Landkreis, dem Regierungspräsidium und Hessen Forst ist ein detaillierter Plan erstellt worden, wie wir den Rauschenberg wieder in den Griff bekommen können.
Es ist aus meiner Sicht verständlich, dass einige den Aufwand für übertrieben halten. Getreu dem Motto: Da ist in den vergangenen 75 Jahren nichts passiert. Aber die Gemeinde kann nicht einfach die Augen verschließen. Als Eigentümerin tragen wir die Verantwortung für den Rauschenberg und somit auch für die Menschen, die sich dort aufhalten. Es bringt nichts, die Gefahr durch potenzielle Kampfmittel herunterzuspielen.
Im Übrigen sind die Weltkriegsreste gar nicht das Hauptproblem am Berg. Denn als vor drei Jahren Stabbrandbomben gefunden wurden, mussten nicht die Wanderwege gesperrt werden, sondern es wurde lediglich verboten, die Wege zu verlassen. Komplett gesperrt ist der Waldbereich erst seit etwa einem Jahr – wegen der kranken Bäume. Die Buchenkomplexkrankheit sorgt leider dafür, dass die Bäume völlig unvermittelt und ohne äußere Einwirkung umstürzen können. Das hat sich erst im August dieses Jahres gezeigt, als oberhalb der Rhönklubhütte eine Buche mitten auf den Wanderweg gestürzt ist. Die Wegesperrung ist leider unumgänglich – denn es sind Menschenleben, die hier auf dem Spiel stehen.
Ich weiß, dass in Petersberg einige Theorien kursieren, warum die Bäume krank sind. Fakt ist: Sowohl unsere Gärtnermeister als auch die Experten von Hessen Forst sehen die Trockenheit der vergangenen Jahre als Grund, warum die Buchen zusätzlich geschwächt sind. Der Klimawandel hinterlässt auch bei uns Spuren. Die Buchen einfach zu fällen, das geht nicht: Denn auch die kranken Bäume können Lebensraum für seltene Tiere sein.
Wir müssen die Balance wahren zwischen Kampfmittelräumung, Naherholung und Naturschutz. Das ist keine einfache Aufgabe – aber wir stellen uns ihr. Geplant ist, dass Anfang 2021 die Kampfmittelsondierung beginnt. Voraussichtlich 2022 kann ein Teil der Waldwege wieder freigegeben werden. Bis dahin ergeht mein Appell an Sie: Bitte nehmen Sie die Gefahren am Rauschenberg ernst und halten Sie sich an die Sperrungen. Ganz Abschied nehmen vom Rauschenberg muss niemand, denn der äußere, asphaltierte Rundwanderweg wird offen bleiben. Ich bin mir bewusst: Das ist derzeit ein schwacher Trost, allerdings eine verantwortungsvolle Vorgehensweise.
Es grüßt Sie herzlich
Carsten Froß
Bürgermeister